Sorry für Doppelpost, aber dank meines neuen vServers hatte ich mal die Möglichkeit ohne Gefahr alle möglichen ControlPanel-Systeme zu testen.
Hier mal eine kleine Übersicht meiner Erfahrungen falls mal jemand einen knappen Überblick brauchen sollte. Grundlage war ein frisches Debian Lenny 64Bit System (image von netcup).
SysCP:
Das wohl schlankeste aller CPs hat mir sehr gut gefallen, da es eigentlich perfekt für einen vServer mit einer handvoll Domains und kaum mehr Email-Adressen geeignet ist. Aber auch für kommerzielles Hosting ist SysCP dank Ticket-System und verschiedenen User-Ebenen zu gebrauchen. Die Installation war recht einfach, auch wenn das manuelle ändern der Config-Dateien ein wenig Zeitaufwendig ist. Allerdings wollte bei mir partout Postfix die Mails nicht versenden (was aber wohl eher an meinen vorhergegangenen Spielereien als am SysCP lag
).
Fazit:
- Sehr schlankes und Ressourcen schonendes Panel
- Relativ einfache Installation
- Übersichtliche Oberfläche
- Eigene Apache Direktiven bequem über das Panel steuerbar
- Unterstützt sehr viele Distributionen
- Greift nicht so tief ins System
- Zeitaufwendiges ändern der jeweiligen Konfigurationen der Komponenten
- Teilweise nervige Abhängigkeiten bei Installation des deb Pakets
- Konfiguration des Namesservers nur manuell
- Unhandliches Präfixsystem
Das CP gefiel mir sehr gut, allerdings sind mir für meinen Geschmack fast zu wenig Features enthalten. So hätte ich mir hier und da doch noch einige Einstellungsmöglichkeiten mehr für die einzelnen Dienste gewünscht. Vor allem die Möglichkeit die DNS Zonen über das CP zu verwalten hätte ich mir gewünscht. So bietet das CP in dieser Hinsicht kaum Vorteile gegenüber der Arbeit in der Shell.
IspCP Omega:
Die Installation von IspCP Omega war sogar noch einfacher als die von SysCP, da man sich das ändern der einzelnen Config-Dateien sparen konnte. Auch lobenswert ist es meiner Meinung nach den Admin Namen selbst bestimmen konnte, was für ein wenig mehr Sicherheit sorgt. Zudem bringt das CP viele Features wie Webmailer in eigenem Design, detaillierte Statistiken u.v.m mit, was sich allerdings auch im Ressourcen verbrauch bemerkbar macht, der höher liegt als der von sysCP.
Was mir allerdings sauer ausstieß ist, dass man php nur per cgi/fastcgi einbinden kann. Das mag zwar sicherer sein aber es ist doch deutlich langsamer und zudem sorgt ein Fehler des CP dafür, dass es auf vServern scheinbar unbenutzbar wird. Recht oft werden die gestarteten cgi Prozesse nicht mehr korrekt beendet wodurch sie in eine endlosschleife fallen, welche den vServer und (so berichtete man in diversen Foren) sogar den ganzen Node beeinträchtigen und zum Absturz bringen können. Allerdings soll dies nur auf vServern mit 64 Bit OS auftreten. Bei mir trat das Problem ebenfalls auf, woraufhin der vServer nur noch über das vServer Control Panel des Hosters ansprechbar war. :thumbdown:
Es gibt zwar diverse
Anleitungen das ganze mit mod_php zu betreiben allerdings würde dies nach jedem Update des CPs eine erneute Anpassung bedürfen. :S
Fazit:
- Elegante Oberfläche
- Beinahe Idioten sichere Installation
- Keine manuelle Anpassung der Config-Dateien nötig
- Viele Features
- Name des Admin Accounts selbst bestimmbar
- PHP nur über fastcgi/cgi nutzbar
- Ressourcenverbrauch teilweise deutlich spürbar
- Bug auf 64 Bit vServer Systemen
Das CP scheint mehr eher etwas für größere Hostings und entsprechende Server zu sein. Viele Features und Einstellungsmöglichkeiten sind zwar für den Shell faulen Admin schön erschweren allerdings das Anlegen tiefergehender Konfigurationen, da diese vom CP immer wieder überschrieben werden. Der Ressourcen Verbrauch war durch den (fast)cgi gebrauch auch teilweise außerhalb des erträglichen. Dafür dürfte wohl aber hauptsächlich der oben beschriebene Bug verantwortlich sein. Deshalb konnte ich den Test nicht komplett zu Ende führen und alle Funktionen "erforschen". Es dürften daher einige Punkte auf der obigen Fazit Liste fehlen.
ISPConfig 3:
Zuerst ein kleiner Vermerk: Man muss bei ISPConfig zwischen 2 und 3 unterscheiden, da sich beide Versionen nicht nur sehr von einander unterscheiden sondern zum Teil auch über einen eigenen Entwicklerstrang verfügen. Ich entschied mich für die Version 3. Die Installation vollführte ich nach einem HowTo, welches zugleich auch das einrichten eines Debian-Systems im allgemeinen mit erläuterte. Die Installation sollte auch von einem Anfänger vollführt werden können, allerdings ist es doch von Vorteil nicht völlig unbefleckt im Umgang mit Linux zu sein.
Nach der Installation tat das CP auf Anhieb seinen Dienst (nur mit dem Mailserver hab ich noch Probleme, mal wieder) und breitete seine vielfältigen Möglichkeiten vor einem aus. Neben einer umfassenden Monitoring Seite mit welcher man viele Logs, RAM und Prozessor Last, allgemeine Informationen direkt im CP anschauen kann beherbergt das CP natürlich auch das übliche Admin-, Kunden- und Reseller-System.
Zudem wartet das CP mit vielen weiteren Features auf die einem bei der Verwaltung vieler Domains das Leben erleichtern, so etwa die Möglichkeit CSRs (certificate signing requests) direkt aus dem CP zu generieren. Auch eigene Apache Direktiven kann man über das CP inkludieren.
Fazit:
- Funktionale und dank Ajax mit Abstand die schnellste Oberfläche
- Viele (meiner Meinung nach) sinnvolle Features
- Eigene Apache Direktiven einfach inkludierbar
- Monitoring-Seite ermöglicht schnelle Einsicht in diverse Logs etc
- Viele Zusätzliche Komponenten für die Überwachung von Emails (ClamAV, Spamassasin etc.) über das CP steuerbar
- Eigene DNS-Zonen kein Problem
- Verwaltung mehrerer IPs kein Problem
- Sehr hilfsbereite Community (Selbst wenn man als absoluter Anfänger daher kommt)
- Das CP ist bequem über per PlugIns erweiterbar...
- ...allerdings gibt's für die Version 3 noch nicht so viele
- Oberfläche funktioniert nur mit JavaScript
- Installation unter Umständen nicht für Anfänger geeignet
Also ich werde wohl für meinen neuen vServer auf ISPConfig 3 setzen, da sie meiner Meinung nach der beste Kompromiss aus Funktionalität und Ressourcenschonung darstellt. Einzig und allein der Versand und Empfang von Emails bereitet mir noch Kopfschmerzen, was aber wohl nicht am CP liegt, da ich mit postfix ja generell irgendwie auf Kriegsfuß stehe.
Aber sollte ich das Problem lösen ist dies mein Traum CP. :thumbsup:
Plesk:
Zum Abschluss noch einen knappen Erfahrungsbericht mit Plesk, welcher sich auf die Version 9.2 und ein Debian Etch 32 Bit System begründet (Plesk Lizenzen wurde von HostEurope zur Verwendung auf vServern zur Verfügung gestellt) Dort habe ich Plesk seit knapp 2 Jahren im Einsatz, was allerdings nicht unbedingt an der Überzeugung lag sondern eher daran, dass sich die HostEurope-vServer mit anderen CPs recht zickig verhielten.
Die Installation von Plesk ist windows-mäßig einfach. Man startet den Install-Script und den Rest macht er quasi von allein.
Ressourcen mäßig lag Plesk bestenfalls im Durchschnitt, der Seitenaufbau der Oberfläche war aber stets grausig langsam. Dafür bietet Plesk mit Abstand wohl die meisten Features wobei der Durchschnitts-Admin davon nicht mal die Hälfte braucht.
Negativ ist allerdings die sehr tiefe Verzahnung die Plesk mit dem System eingeht (Man hat einfach das Gefühl Plesk übernimmt die komplette Kontrolle über den Server 8| ). Das wirkt sich zwar positiv für Anfänger mit chronischer Shell-Phobie aus, aber wer einen Dienst mal über die Plesk eigene Konfiguration hinaus einrichten will guckt oft in die Röhre, da Plesk die eigenen Änderungen ganz frech wieder überschreibt und andere Einstellungsmöglichkeiten nicht anbietet.
Fazit:
- Bietet sehr viele Features
- Kinderleichte Installation
- Sehr leichte Bedienung (auch für Anfänger geeignet)
- Gut funktionierendes Auto-Update
- Braucht viele Ressourcen
- Eigene Apache Direktiven nur per Shell manuell anlegbar
- Verzahnt sich sehr stark mit dem System
- Völlig überladene "Klicki-Bunti"-Oberfläche, die auch noch sehr langsam lädt
- Teilweise unnütze Features (Application-Vault etc.)
- Lizenz für den kleinen Privat-Anwender unbezahlbar
Also ich muss Plesk zugute halten, dass es immer recht zuverlässig funktioniert hat und auch die Auto-Update Funktion war sehr bequem. Allerdings weine ich dem CP dennoch keine Träne nach. Wenn man mal eben schnell eine Sache ändern wollte wurde dies durch teilweise extrem langsam ladende Seiten behindert, zudem verstecken sich manche Optionen in den schier unendlichen Icon-Suppen so geschickt, dass man verzweifeln könnte. Auch krallt sich Plesk quasi den kompletten Server unter den Nagel und verhindert so fast jede Selbstständigkeit. Allem in allem ist die Preisleistung ein Witz, wenn man nicht auf die Massen-Lizenz seines Providers zurückgreifen kann.
Plesk ist daher allenfalls für Anfänger zu empfehlen, die lieber alles über eine grafische Oberfläche steuern wollen.
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So das war meine kleine Übersicht über die gängigsten CPs, vielleicht kann jemand einen Nutzen daraus ziehen. Bitte versteht ihn nicht als professionellen Bericht oder Test sondern eher als einen groben Überblick. Vielleicht kann ich diesen Überblick auch ins Wiki stellen, sofern er euren Ansprüchen genügt.
So und jetzt gehe ich mich wieder mit Postfix prügeln.
inch: